AAbsolutes Risiko (rohe Ziffer):
Mass der Erkrankungs- oder Sterbewahrscheinlichkeit für jedes beliebige Individuum einer Bevölkerung
Ätiologie:
Gesamtheit der Faktoren, die zu einer Krankheit führen, nicht nur deren unmittelbare Ursache (siehe auch Kausalität)
Altersspezifische Ziffer (Rate):
siehe spezifische Ziffer
Altersstandardisierung:
siehe Standardisierung
Analytische Epidemiologie:
Teil der Epidemiologie, welcher versucht, durch Hypothesentestung Hinweise auf ursächliche Faktoren zu bekommen.
Anonymisierung:
Ein wichtiges Verfahren, um in Studien die beteiligten Individuen zu schützen. Am einfachsten durch Zuordnung einer Zahl zu jedem Probanden erreichbar (s. auch unter Identifikationsnummer). Wichtig ist, der Datensicherheit grösstmögliche Aufmerksamkeit zu widmen.
Attributables Risiko:
(Bevölkerungszurechenbares Risiko; Risikodifferenz) Attributables Risiko beschreibt den Anteil von Erkrankungen, welcher mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine bestimmte Exposition in der Bevölkerung zurückzuführen ist und welcher über das Risiko der nichtexponierten Bevölkerung hinausgeht. Wird gewöhnlich ausgedrückt als Differenz zwischen der Inzidenz der Exponierten und derjenigen der Nicht-Exponierten.
AR = IE - IN
wobei:
IE = Inzidenz Exponierter
IN = Inzidenz Nicht-Exponierter
Mit Hilfe des AR kann der Anteil der Krankheitsfälle berechnet werden, welche in einer Bevölkerung (BEV) durch Ausschluss des ursächlichen Faktors vermieden werden können:
ARBEV = IBEV - INE
oder in % der Gesamtinzidenz:
ARBEV = (IBEV – INE) / IBEV
BBevölkerung (Population, Grundgesamtheit):
Alle Einwohner eines Landes oder einer Untereinheit
Bei Stichproben: Alle Einheiten, aus welchen eine Stichprobe gezogen werden kann; nicht nur Personen, die Einheiten können auch Krankengeschichten oder Ereignisse, etc. sein.
Bevölkerungszurechenbares Risiko:
siehe Attributables Risiko
Bias (Verzerrung):
Systematische Verzerrung. Das Wort Bias hat sich im Deutschen auch eingebürgert. Nach Ursprung der Verzerrung werden verschiedene Arten unterschieden, die wichtigsten sind:
Blind-Studie:
Klinische Studie, bei welcher die Teilnehmenden nicht wissen, welcher randomisierten Studiengruppe sie angehören (siehe auch Doppelblind-Studie, Dreifachblind-Studie).
CCompliance:
Bereitschaft, eine medizinische Empfehlung oder Anordnung zu befolgen. Analog dazu wird bei Nichtbefolgen medizinischer Ratschläge und Therapien von Non-Compliance gesprochen.
Confounding:
Verwechslung: der Zusammenhang zwischen Exposition und Krankheit wird durch einen anderen Risikofaktor vorgetäuscht, der bei den Exponierten häufiger vorkommt und die Krankheit verursachen kann (Störfaktor = „Confounder“).
DDatensicherheit:
Alle Massnahmen zur Sicherstellung von (Studien-)Daten und Sicherung vor unerlaubtem Zugriff.
Demographie:
Wissenschaft, die sich mit der Beschreibung der Bevölkerung befasst, besonders mit Einwohnerzahlen, Bevölkerungsdichte, Mortalität, Fertilität, Altersverteilung, Migration, etc.
Design:
siehe Studienplan
Deskriptive Epidemiologie:
Befasst sich mit der Beschreibung der Verteilung bestimmter Erkrankungen, Gesundheitsstörungen, physiologischer Variablen oder Gesundheitsdeterminanten in der Bevölkerung.
Doppelblind-Studie:
Randomisierte klinische Studie, bei welcher weder die Teilnehmenden noch die behandelnden Ärzte wissen, welcher Studiengruppe die Patienten angehören.
Dosis-Wirkungs-Beziehung:
Quantitativer Zusammenhang zwischen dem Grad der Exposition gegenüber einem (Risiko-)Faktor (Schadstoff) und dessen epidemiologisch fassbarer quantitativer Auswirkung (z.B. Erkrankungsrisiko / Erkrankungshäufigkeit / Mortalität).
Der Nachweis einer Dosis-Wirkungs-Beziehung bestärkt einen möglichen kausalen Zusammenhang zwischen Exposition und Auswirkung, siehe auch Kausalität.
Dreifachblind-Studie:
Randomisierte klinische Studie, bei welcher weder die Teilnehmenden, noch die behandelnden Ärzte noch diejenigen, welche die Ergebnisse beurteilen, wissen, zu welcher Studiengruppe die Patienten gehören.
Drop-out:
Studienteilnehmende, die ausfallen oder ausscheiden. Meist ein Problem bei Follow-Up-Studien und randomisierten klinischen Studien.
Drug-Safety-Monitoring:
Laufende wissenschaftliche Begleitung und Überwachung eines Medikamentes nach erfolgter Registrierung und Einführung (insbesondere auch zur Erfassung unerwünschter oder unbekannter Nebenwirkungen).
Durchseuchungsziffer:
Mass für die Häufigkeit einer Infektionskrankheit in einer Bevölkerung.
EEffektivität:
Mass für die Wirksamkeit einer Massnahme (Intervention) oder eines Mitteleinsatzes. Bei der Effektivitätsbestimmung wird festgestellt, wie weit ein vorgegebenes Ziel durch die evaluierte Massnahme erreicht wird.
Im Englischen wird zusätzlich unterschieden zwischen:
  • efficacy - Wirksamkeit unter Idealbedingungen (im Labor)
  • effectivity - Wirksamkeit unter natürlichen Bedingungen (Zielerreichungsgrad)
Effizienz:
Mass für die Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes oder Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Höchste Effizienz ist dann gegeben, wenn eine bestimmte Leistung mit einem möglichst geringen Aufwand erreicht wird. (Kosten-Nutzen-Verhältnis)
Einzugsgebiet:
Ein Gebiet (geographisch oder demographisch), aus welchem Probanden für eine Studie rekrutiert werden, aber auch Gebiet, aus welchem die Bevölkerung in ein bestimmtes Spital, ein bestimmtes Zentrum geht oder gehen sollte.
Endemie:
Gehäuftes Auftreten einer Krankheit, eines gesundheitsschädigenden Verhaltens oder eines anderen gesundheitsschädigenden Ereignisses in der Bevölkerung eines bestimmten Gebietes. Eine Endemie ist regionalbegrenzt und zeitlich nicht begrenzt. Als Beispiel mag Malaria in einigen Ländern Afrikas dienen.
Epidemie: (von griechisch Epi = über und demos = Volk)
Eine für die zeitlichen und örtlichen Umstände unübliche Häufung von Krankheitsfällen, eines gesundheitsschädigenden Verhaltens oder eines anderen gesundheitsschädigenden Ereignisses in einer Bevölkerung. Die Epidemie ist sowohl örtlich als auch zeitlich begrenzt.
Epidemiologie:
Lehre von der Untersuchung der Verteilung von Krankheiten, physiologischen Variablen und sozialen Krankheitsfolgen in menschlichen Bevölkerungsgruppen, sowie der Faktoren, die diese Verteilung beeinflussen (WHO-Definition).
Evaluation:
Eine Erfolgskontrolle, die versucht, so systematisch und objektiv wie möglich die Relevanz, Wirksamkeit und Auswirkung von Massnahmen im Lichte ihres Zwecks zu ermitteln und damit Entscheidungshilfen für bessere Planung und Durchführung zu liefern. (siehe auch Effektivität und Effizienz)
Experimentelle Epidemiologie:
Teil der Epidemiologie, der sich mit der Testung eines experimentellen, kontrollierbaren Faktors (Intervention, Therapie) im Rahmen kontrollierter Studien (randomisierte klinische Studien oder bevölkerungsbezogene Interventionsstudien) befasst.
Exposition:
Bedingungen, Krankheitsursachen oder Risikofaktoren, welchen bestimmte Personen oder Bevölkerungsgruppen ausgesetzt sind.
FFall:
Bezeichnet im epidemiologischen Sprachgebrauch eine Person einer Bevölkerung oder einer Studiengruppe, welche die untersuchte Krankheit oder Gesundheitsstörung aufweist.
Fall-Kontroll-Studie:
Studie, welche identifizierte Fälle mit nicht-erkrankten Kontrollen bezüglich Expositionen in der Vergangenheit vergleicht und daraus Hinweise auf Entstehung und Ursachen der Krankheit gewinnen möchte (Fall-Kontroll-Studien sind im allgemeinen retrospektiv und werden für die Erforschung seltener Krankheitsbilder eingesetzt).
Fehler 1. Art (a-Fehler):
Fälschlicherweise signifikantes Resultat eines statistischen Tests.
Ein statistisch signifikanter Unterschied wird gefunden, obwohl er in Realität in der Bevölkerung nicht vorhanden ist (Rückweisung der Nullhypothese zu Unrecht).
Fehler 2. Art (b-Fehler):
Fälschlicherweise nicht signifikantes Resultat eines statistischen Tests.
Kein statistisch signifikanter Unterschied wird gefunden, obschon in Realität in der Bevölkerung ein solcher Unterschied vorhanden ist. (Die Nullhypothese wird zu Unrecht nicht zurückgewiesen).
Feldstudie:
Begriff, der für Studien gebraucht wird, die ausserhalb von Kliniken (in Arztpraxen oder in der Bevölkerung) durchgeführt werden.
Fertilität:
Allgemeines Mass für die Fruchtbarkeit einer Bevölkerung, ausgedrückt als Fertilitätsziffer (Fruchtbarkeitsziffer) =
Zahl der Lebendgeborenen in einem Jahr • 1'000
Zahl der 15-44jährigen Frauen derselben Gegend in demselben Jahr
Filteruntersuchung (= Screening):
Verfahren der sekundären Prävention, welche eine unbekannte Krankheit oder deren Risikofaktoren durch einfache Untersuchung auf Bevölkerungsebene zu erfassen sucht. Ziel der Filteruntersuchung ist nicht die endgültige Diagnose für das Individuum. Wichtigste Begriffe: Sensitivität, Spezifität, positive Prädiktion, negative Prädiktion.
Voraussetzung: messbare Verbesserung der Prognose durch Früherkennung.
Follow-Up:
Ein Verfahren, bei welchem dieselben Probanden über längere Zeit regelmässig (mind. zwei Mal) untersucht werden.
Fragebogen:
Ein vorbestimmtes, strukturiertes Instrument zur Befragung, welches häufig bei Datensammlungen benützt wird.
Fruchtbarkeit:
siehe Fertilität
GGauss'sche Verteilung:
siehe Normalverteilung
Geburtenziffer:
Zahl der Geburten in einem Jahr • 1'000
Durchschnittliche Bevölkerung im selben Gebiet und Jahr
Gemeindeorientierte Prävention:
Eine Strategie der primären und sekundären Prävention, welche versucht, Verhaltensänderungen ganzer Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
Gesundheitsbefragungen (Health Interview, Health Surveys):
Eine Methode zur Erfassung der wahrgenommenen Gesundheit, Morbidität und Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen.
Gesundheitserziehung:
Pädagogische Methoden der gemeindeorientierten und individuellen primären Prävention.
Gesundheitsförderung:
Ein Prozess zur Ermöglichung der Kontrolle und der Verbesserung der Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung im Alltag.
Gesundheitsindikatoren:
Masszahlen zur Erfolgskontrolle gesundheitsfördernder, präventiver und kurativer Massnahmen. Für den internationalen Vergleich definiert die WHO Indikatoren, welche in allen Mitgliedstaaten erfasst werden sollten.
Gipfelwert (Mode):
In einer Verteilung derjenige Wert, welcher am häufigsten vorkommt.
Grundgesamtheit:
Alle Elemente, aus welchen eine Stichprobe gezogen werden kann, siehe auch Bevölkerung.
HHäufigkeit:
In der Epidemiologie ein allgemeiner Begriff, der das Vorkommen von Ereignissen, bestimmten Merkmalen aber auch von Krankheit in einer Bevölkerung beschreibt, ohne zwischen Inzidenz und Prävalenz zu unterscheiden.
Hypothese:
Vermutete Beziehung zwischen zwei oder mehr Faktoren, welche im Rahmen geeigneter Studien bestätigt oder zurückgewisen wird.
IICD (International Classification of Diseases):
Von der WHO herausgegebene Liste der Krankheiten, Todesursachen und Behinderungen (1989 in 10. Revision), nach welcher unter anderem Todesursachenstatistiken und Spitalstatistiken erstellt werden.
Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen:
In der Epidemiologie ein Mass für die Benützung der Einrichtungen des Gesundheitswesens, nicht unbedingt ein Mass für die Morbidität in der Bevölkerung.
Identifikationsnummer:
Eine Zahl, die jede/n Probanden/in oder Patienten/in in einer Studie identifiziert und die allein auf den Erhebungsformularen erscheint. Die Identifizierung der Person ist nur mit einem unter Verschluss zu haltenden Schlüssel möglich. Wichtig aus Gründen des Datenschutzes (siehe auch Anonymisierung).
Informationsbias (auch Messbias):
Verzerrung durch Messung oder Klassifikation einer Krankheit oder Exposition. Tritt auf, wenn Fälle / Kontrollen resp. Exponierte / nicht-Exponierte systematisch unterschiedlich gemessen (klassifiziert) werden.
Interventionsstudie:
Studie der experimentellen Epidemiologie, die sich durch Testung eines oder mehrerer experimenteller Faktoren (Interventionen) auszeichnet.
Inzidenz (Neuerkrankungsziffer):
Zahl neuauftretender Fälle einer bestimmten Krankheit in einer definierten Bevölkerung pro Zeiteinheit (meist pro Jahr), bezogen auf die gleiche Bevölkerung (meist pro 1'000 oder pro 100.000), oder pro Personenjahre.
Irrtumswahrscheinlichkeit:
Resultat eines statistischen Testes ausgedrückt als p-Wert (probability). Sie ist ein Mass für die Wahrscheinlichkeit, dass ein beobachteter Unterschied auf Zufall beruht, d.h. dass die Nullhypothese zutrifft.
KKausalität (Ursächlichkeit):
Die Suche nach Krankheitsursachen ist eines der Hauptanliegen der Epidemiologie. Zur Beurteilung der Kausalität zwischen Ursache und Wirkung werden heute u.a. die Kriterien von Bradford-Hill verwendet, diese beinhalten 9 Punkte: Stärke der Beziehung, Wiederholung, Spezifität, zeitliche Beziehung, Dosis-Wirkungs-Beziehung, Plausibiliät, Kohärenz (Konsistenz), experimentelle Bestätigung, Analogie.
Kohorte:
Eine Bevölkerungsgruppe, welche durch eine gemeinsame Erfahrung oder Exposition gekennzeichnet ist.
Konsistenz:
Enge Übereinstimmung der Resultate zwischen unterschiedlichen Stichproben, unterschiedlichen Zeiten oder unterschiedlichen Studien.
Kontrollen:
Probanden oder Patienten, welche bei analytischen Studien in möglichst allen Kriterien (ausser der gesuchten Exposition) gleich sind wie die Fälle, bei experimentellen Studien möglichst gleich sind wie die Interventionsgruppe, bei welchen aber nichts unternommen wird.
Kosten-Nutzen-Analyse:
Spezielles Evaluationsverfahren mit monetärer Bewertung.
Kosten-Effektivität:
Kosten-Wirksamkeit (heute gebräuchlicher als Kosten-Nutzen).
LLangzeitstudie:
siehe Longitudinale Studie
Lebenserwartung:
Durchschnittliche Zahl der Jahre, die ein Individuum eines bestimmten Alters noch zu leben hat, falls die heutige Mortalitätstendenz weiterhin anhält. Eine statistische Abstraktion, die auf existierenden altersspezifischen Sterbeziffern beruht.
Letalität:
Verhältnis der Todesfälle an einer Krankheit zur Zahl der Erkrankungsfälle an derselben Krankheit. Mass für die Gefährlichkeit einer Erkrankung.
Longitudinale Studie (Langzeitstudie):
Studie, bei welcher dieselben Parameter in derselben Grundgesamtheit (aber nicht notwendigerweise bei denselben Probanden) wiederholt mit denselben Untersuchungsmethoden erfasst wird.
MMedianwert:
Derjenige Wert einer Verteilung oberhalb und unterhalb dessen gleich viel Einzelwerte liegen (auch Fünfziger Perzentile).
Meldesystem (Meldewesen):
System der Erfassung meldepflichtiger (meist Infektions-)Krankheiten, heute zur Überwachung der Gesundheit auch durch freiwillige Meldung anderer Krankheiten ergänzt (siehe Sentinel-System).
Messbias:
siehe Informationsbias
Migration:
Ab- oder Zuwanderung von Bevölkerung aus einem bestimmten Gebiet oder in ein bestimmtes Gebiet.
Missklassifikation:
Kommen Klassifikationsfehler z.B. auf Grund falscher Messungen bei allen Studienteilnehmenden, das heisst in allen untersuchten Gruppen vor, spricht man von undifferenzierter oder „random“ Missklassifikation. Dies führt zu einer Unterschätzung des Resultates.
Beruhen Klassifikationsfehler auf unterschiedlicher Messung (auch unterschiedliche Erinnerung) zwischen den untersuchten Gruppen, so handelt es sich um eine differenzierte oder systematische Missklassifikation. Dies führt zu einer Verzerrung des Resultates. Beispielsweise werden sich Leute mit Brechdurchfall besser erinnern, was sie in den letzten Tagen gegessen haben, als gesunde Leute (siehe auch Informationsbias).
Mittelwert (Durchschnittswert oder arithmetischer Mittelwert):
siehe auch Normalverteilung
Errechnet aus der Summe aller Einzelwerte (xi) dividiert durch die Anzahl Einzelwerte (n):
x = ∑ xi / n
Monitoring:
Regelmässige Durchführung und Analyse von Messungen zur Entdeckung von Veränderungen in der Umwelt und im Gesundheitszustand der Bevölkerung (siehe auch Surveillance = Überwachung).
Morbidität:
Mass für die Häufigkeit von Krankheit in der Bevölkerung ohne Unterscheidung zwischen Inzidenz und Prävalenz.
Mortalität:
siehe Sterblichkeit
Müttersterblichkeit:
Zahl der an Schwangerschafts-, Geburts-
oder Folgekomplikationen verstorbenen Frauen • 100'000
Zahl der Lebendgeburten in demselben Gebiet und Jahr
NNeonatale Mortalität:
Todesfälle von Kindern in den ersten 28 Lebenstagen • 1'000
Lebendgeborene in demselben Gebiet und Jahr
Neuerkrankungsziffer:
siehe Inzidenz
Normalverteilung (Gauss'sche Verteilung):
Kontinuierliche, symmetrische Verteilung, deren Enden beidseits ins Unendliche reichen, bestimmt durch zwei Parameter: Mittelwert und Standardabweichung. Mittelwert, Medianwert und Gipfelwert (= Mode) sind bei der Normalverteilung gleich.
Normalverteilung charakterisiert durch:
Mittelwert
x = ∑ xi / n
und Standardabweichung = Streumass, welches der Durchschnittsabweichung vom Mittelwert entspricht.
SD = Wurzel aus Varianz
Varianz = 1/(n-1) * sum( (x_i - my)^2
Normalwerte:
Klinische Werte, welche nicht als krankhaft gelten.
Normwert:
Normalwert
Das Übliche (was man erwartet)
Das Angestrebte, z.B. die Norm sollte sein, dass alle Autofahrer sich angurten.
Nullhypothese:
Hypothese, deren Irrtumswahrscheinlichkeit mit statistischen Tests untersucht wird. Sie besagt, dass beobachtete Unterschiede in den Resultaten von Studien oder Untersuchungen nur durch Zufall zustandgekommen sind.
OOdds Ratio:
Verhältnis zweier "Odds" d.h. Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt zu derjenigen, dass es nicht eintritt. Meist als Vergleich dieser Wahrscheinlichkeiten zwischen Exponierten und nicht Exponierten berechnet. Für seltene Krankheiten oder Ereignisse sind Relatives Risiko und Odds Ratio fast identisch.
Öffentliche Gesundheit (Public Health):
Ein Ausdruck für alle öffentlichen Anstrengungen, welche zur Verbesserung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit unternommen werden
Eine Kombination aller Kenntnisse, Techniken und Überzeugungen zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung durch umwelt- und bevölkerungsbezogene sowie soziale Massnahmen.
p-Wert:
siehe Irrtumswahrscheinlichkeit
PPandemie:
Epidemie, die sich über sehr grosse Gebiete, ev. die ganze Welt, ausbreitet und welche einen grossen Teil der Bevölkerung trifft.
Perzentil:
Einteilung von Messungen aufgrund ihrer prozentualen Verteilung. Häufig gebraucht bei Beurteilung von Verteilungen wie Gewicht oder Längenzuwachs von Kindern (z.B. ein Gewicht unter der 5er Perzentile heisst, das Kind weist ein Gewicht auf, welches kleiner ist als dasjenige von 95% der Kinder seiner Grösse oder Altersgruppe).
Perinatale Mortalität:
(Ab 28. Schwangerschaftswoche tot geborene Kinder +
postnatal (>30 cm in CH) in den ersten 7 Tagen gestorbene Kinder) • 1'000
Zahl der Geburten (lebend + tot) in demselben Gebiet und Jahr
Peer Review:
Beurteilung der Qualität ärztlicher und wissenschaftlicher Leistung durch Praktiker oder Spezialisten derselben Fachrichtung.
Personenjahre:
Anzahl Personen, welche in der Studie beobachtet werden, multipliziert mit der Beoachtungszeit während der alle an einer Untersuchung oder Studie teilnehmenden Personen insgesamt unter Beobachtung standen. Wenn Personen unterschiedlich lange an einer Studie teilnehmen, werden die einzelnen Beobachtungszeiträume addiert. Personenjahre sind also die Summe der individuellen Beobachtungszeiträume. Sie werden als Nenner bei der Berechnung von Inzidenzraten verwendet.
Population:
siehe Bevölkerung
Prävalenz:
Zahl der vorhandenen Krankheitsfälle in einer Bevölkerung zu einem definierten Zeitpunkt, geteilt durch die Anzahl der Gesamtbevölkerung zu dieser Zeit.
Prädiktion (Vorhersagekraft):
Mass für Voraussage von Ereignissen, z.B. bei einem Screeningtest das Voraussagevermögen in bezug auf die gesuchte Krankheit.
  • Positive Prädiktion: Mass für die Wahrscheinlichkeit, dass die im Test positiven tatsächlich krank sind.
  • Negative Prädiktion: Mass für die Wahrscheinlichkeit, dass die im Test negativen tatsächlich gesund sind.
Die positive und negative Vorhersagekraft hängen neben Sensitivität und Spezifität insbesondere von der Prävalenz der gesuchten Krankheit in der Bevölkerung ab.
Tabelle Prädiktion
Prävention:
Verhütung von Krankheit, häufig gleichbedeutend mit "primärer Prävention" verwendet. Allgemein ist aber eine Unterteilung in primäre, sekundäre und tertiäre Prävention gebräuchlich (siehe unter den entsprechenden Begriffen).
Präventivmedizin:
Der Teil der Medizin, der sich mit allen Formen der (medizinischen) Prävention befasst.
Primäre Prävention:
Förderung der Gesundheit und Verhütung von Krankheit durch Beseitigung eines oder mehrerer ursächlicher Faktoren, Erhöhung der Resistenz von Individuen und Veränderung von Umweltfaktoren, die ursächlich oder als Überträger an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. Der Krankheitsentstehung vorbeugen durch Beseitigung oder Vermeidung von ursächlichen Faktoren.
Prospektive Studie:
(auch Langzeitstudie, Longitudinale Studie oder Kohortenstudie) Personen werden hinsichtlich des Auftretens von Krankheiten oder Risikofaktoren (langfristig) beobachtet.
Public Health:
siehe Öffentliche Gesundheit
QQualitätssicherung, Qualitätskontrolle:
Derjenige Teil der Erfolgskontrolle medizinischen Handelns, der sich auf die Arbeit einzelner Ärzte, bzw. klinischer Teams in Praxen und Spitälern bezieht. Es können Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität unterschieden werden.
RRandomisierung:
Zuordnung nach Zufallsprinzip zu Interventions- oder Kontrollgruppe, in experimentellen oder kontrollierten Studien.
Randomisierte klinische Studie (RKS oder RCT = randomised controlled trial):
Ein sorgfältig geplantes, in Übereinstimmung mit ethischen Richtlinien durchgeführtes Experiment zur Überprüfung von Hypothesen mittels einer Zufallszuteilung der Studienteilnehmer in mindestens zwei Gruppen.
Rate:
siehe Ziffer
Relatives Risiko:
Verhältnis der kumulativen Inzidenz exponierter Individuen gegenüber derjenigen nichtexponierter Individuen.
RR = IE / IN
mit IE = Inzidenz Exponierter, IN = Inzidenz Nicht-Exponierter)
Reliabilität (Zuverlässigkeit):
Ausdruck der Zuverlässigkeit eines Testes, beinhaltet die Repeatability und die Validity.
Repeatability / Reproducibility:
Mass dafür, wie gut die Resultate eines unter gleichen Bedingungen wiederholten Tests übereinstimmen. Die Repeatability wird von der Messmethode (technische Übereinstimmung und Genauigkeit) und den messenden Person(en) beeeinflusst. Das heisst, die Repeatability kann verbessert werden, wenn die Messmethoden standardisiert und die Messpersonen gut instruiert werden.
Tabelle Repeatability
siehe auch Validität
Repräsentativität:
Mass für die Übereinstimmung in den wichtigsten Merkmalen einer Stichprobe mit denen der Bevölkerung, aus welcher sie gezogen wurde.
Retrospektive Studie:
Eigenschaften und Expositionen der Vergangenheit von Personen mit einer Krankheit werden mit denjenigen anderer, nicht an dieser Krankheit leidenden Personen verglichen (Fall-Kontroll-Studie), d.h. Expositionen aus der Vergangenheit werden erfasst.
Risiko:
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, z.B. dass ein Individuum in einer bestimmten Zeitperiode oder einem bestimmten Alter krank wird oder stirbt.
Risikofaktor:
Charakteristikum (Verhaltensweise) einer Person, Umweltfaktor oder Umstand, dessen Vorhandensein mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einhergeht, dass eine Person eine bestimmte Krankheit oder Gesundheitsstörung entwickelt. Ein Risikofaktor muss nicht unmittelbare Ursache der Gesundheitsstörungen sein.
Rohe Ziffer (unbereinigte Ziffer, absolutes Risiko):
Mass für die Erkrankungs- oder Sterbewahrscheinlichkeit für jedes beliebige Individuum einer Bevölkerung.
SSäuglingssterblichkeit:
Im ersten Lebensjahr gestorbene Kinder • 1'000
Zahl der Geburten im selben Jahr und demselben Gebiet
Screening:
siehe Filteruntersuchung
Second Opinion:
Zweitbeurteilung der Indikation einer medizinischen Massnahme durch einen unbeteiligten Experten.
Sekundäre Prävention:
Krankheitsfrüherkennung, zu einem Zeitpunkt, da die Betroffenen noch keine Symptome wahrnehmen mittels Filteruntersuchungen von bestimmten Zielgruppen und nachfolgender Behandlung mit Verbesserung der Prognose.
Selektionsbias:
Eine systematische Verzerrung, die durch mangelnde Berücksichtigung einer das Resultat der Studie beeinflussenden Grösse bei der Auswahl einer Stichprobe zustande kommt; auch durch systematischen Ausfall bestimmter Personengruppen möglich.
Sensitivität (Empfindlichkeit):
Mass für das Vermögen einer Untersuchung, wirklich Kranke korrekt zu identifizieren. Verhältnis von den richtigerweise positiv Getesteten zu allen Kranken.
= richtig pos. : alle Kranken
Entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, welche die betreffende Krankheit hat, ein positives Testresultat aufweist.
Tabelle Sensitivität
Sentinel-System (wörtlich: die Schildwache)
Ein System, welches mit Hilfe einer motivierten Gruppe praktizierender Ärzte das traditionelle Meldewesen ergänzt.
Signifikanz:
Statistisches Mass für die Irrtumswahrscheinlichkeit, ausgedrückt als p-Wert. Im deutschen Sprachgebrauch wird signifikant manchmal für "bedeutend" verwendet - diese Ausdrucksweise sollte in wissenschaftlichen Publikationen vermieden werden.
Sozialmedizin (von lateinisch societas=Gesellschaft):
Gesamtheit der bevölkerungsbezogenen Strategien zur Verhinderung, Bekämpfung und Behandlung von Krankheiten, auch bevölkerungsbezogene Medizin im Gegensatz zur Individualmedizin. (siehe auch Public Health)
Spezifische Ziffern (Raten):
Ziffern, die sich nur auf bestimmte Untergruppen beziehen.
z.B. altersspezifische Mortalitätsziffern (45-64):
Todesfälle der Altersgruppe 45-64 in einem Gebiet in einem Jahr • 100'000
Durchschn. Bevölkerung (Jahresmittel) 45-64 in demselben Gebiet und Jahr
Spezifität:
Mass für das Vermögen einer Untersuchung, Gesunde korrekt zu erkennen. Verhältnis von den richtigerweise negativ Getesteten zu allen Gesunden.
= richtig neg. : alle Gesunden
Standardabweichung (SD):
siehe Normalverteilung
Standardisierung:
Methode, um Raten, deren Nenner ungleich zusammengesetzt sind, vergleichbar zu machen.
Prinzipiell zwei Methoden:
  • direkte Standardisierung: Der Durchschnitt (z.B. nach Alter) spezifischer Ziffern aus zwei oder mehr Bevölkerungen wird entsprechend der Altersverteilung (in Prozent) einer Standardbevölkerung errechnet (Gewichtete Mittelwerte). Damit können Ziffern miteinander verglichen werden.
  • Indirekte Methode: Wird benutzt, um zwei Bevölkerungen zu vergleichen, deren eine besonders schwankende oder besonders hohe Ziffern hat. Erfahrungsziffern der Standardbevölkerung werden auf die Studienbevölkerung extrapoliert. Das Ergebnis ist eine Reihe "erwarteter Ziffern". Der Vergleich der beobachteten mit den erwarteten Ziffern wird als Verhältnis (Ratio) dargestellt. Besonders bekannt sind die SMR (Standardized Mortality Ratios), welche das Verhältnis zwischen der Zahl der beobachteten zur Zahl der in dieser Bevölkerung zu erwartenden Todesfälle darstellen, wenn die spezifischen Ziffern der Standardbevölkerung auf die Studienbevölkerung zutreffen würden.
Vereinheitlichung der Methoden einer Untersuchung
Sterblichkeit (= Mortalität):
In einer Bevölkerung gestorbene Personen, bezogen auf diese Bevölkerung. Ausgedrückt als rohe Sterbeziffer.
in einem Jahr gestorbene Einwohner eines Gebietes • 1'000
durchschnittliche Bevölkerung in demselben Gebiet und Jahr
Stichprobe:
Auswahl von Probanden mittels eines (meist zufälligen) Verfahrens, das heisst jeder Proband hat eine bestimmte, vorher definierte Chance, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Ziel ist es, ein repräsentatives Abbild der Bevölkerung zu erhalten.
Sterbeziffer:
siehe Sterblichkeit
Studienplan:
Anlage einer Studie, die der Fragestellung soweit als möglich gerecht werden sollte. Sollte vor Beginn jeder Studie schriftlich festgelegt werden.
Surveillance (Überwachung):
Methoden zur Überwachung im Gesundheitssystem durch Meldepflicht und ähnliche Aktivitäten (z.B. Sentinel-System), siehe auch Monitoring.
TTrend (Tendenz):
Eine Veränderung in einer Datenfolge, z.B. in einer Zeitserie, welche in eine bestimmte Richtung geht.
Das Wort Trend wird auch benützt, wenn Zusammenhänge zwischen verschiedenen Stichproben oder Einzelgruppen von Daten gefunden werden, welche in eine bestimmte Richtung weisen, aber nicht statistisch signifikant sind.
Todesursachenstatistik:
Gemäss ICD-Code der WHO zu meldende Ursachen der Todesfälle, wichtiges Instrument der deskriptiven Epidemiologie.
UÜbertragbare Krankheiten:
Krankheiten, welche durch einen bestimmten infektiösen Erreger oder durch das toxische Produkt dieses Erregers zustande kommen und zwar durch Übertragung des Erregers oder dessen Produktes von einer infizierten Person, einem Tier oder einem Reservoir auf einen Wirt.
Überschussmortalität (-morbidität) (Exzessmortalität, -morbidität):
Manchmal für erhöhtes Sterbe- oder Erkrankungsrisiko einer Bevölkerungsgruppe gebraucht. Siehe auch Relatives Risiko und Attributables Risiko.
VValidität (Gültigkeit):
Mass der Übereinstimmung zwischen Testresultat und dem, was gemessen werden soll. Wahrheitsgehalt.
siehe auch Reliabilität
Validierung:
Ein Prozess, in welchem die Validität einer Methode bestimmt wird. Interne Validierung vergleicht die Methode in sich selbst z.B. bei Fragebogen mit Kontrollfragen innerhalb desselben Probanden. Externe Validierung vergleicht die eine Methode mit einer andern. Z.B. Fragebogenerfassung einer Krankheit mit ärztlichen Diagnosen nach Untersuchung.
Vergleich:
Aussagen in der Epidemiologie beruhen auf Vergleichen. Dabei ist zu beachten, dass das, was verglichen wird, wirklich vergleichbar ist. Bei Vergleichen von Ziffern z.B. müssen die Nenner vergleichbare Zusammensetzungen haben (siehe Standardisierung).
Vergleichsgruppe (Kontrollgruppe):
Eine Untersuchungsgruppe, welche in allen wesentlichen Faktoren mit der Hauptuntersuchungsgruppe (Fallgruppe) übereinstimmt, sich daher von ihr nur durch einen kontrollierten, in der Studie untersuchten Einfluss oder Faktor unterscheidet.
Verwechslung:
siehe Confounding
Verzerrung:
siehe Bias
WWahrscheinlichkeit:
Grundlage der klassischen Statistik. P-Wert (Probability, Irrtumswahrscheinlichkeit) steht für die Wahrscheinlichkeit der Rückweisung der Null-Hypothese.
Wirksamkeit:
siehe Effektivität
Wirtschaftlichkeit:
siehe Effizienz
ZZeit-Serien (Zeit-Reihen):
Daten, die über längere Zeit anfallen (z.B. Mortalitäts-Daten) und für welche ein spezielles statistisches Prozedere zur Analyse notwendig ist (Zeit-Serien-Analysen)
Ziffer (Rate):
Eine Rate wird berechnet, indem die Anzahl der Fälle durch die entsprechende Zahl von Menschen in der Risikopopulation dividiert und als Anzahl von Fällen pro 10n Personen angegeben wird. Häufig wird die Rate pro Zeiteinheit angegeben (z.B. Jahr, siehe Sterbeziffer unten) oder bei Inzidenzraten pro Personenjahre.
z.B: Sterbeziffer:
Anzahl Todefälle • 1'000
Bevölkerung • Jahr
(CH 1995: 63'387 / 7'062'354 = 8,98 / 1'000 (Männer 9.05, Frauen 8.50))
Zufallsauswahl:
Jedes Individuum einer Bevölkerung hat eine genau definierte Wahrscheinlichkeit, in die Stichprobe aufgenommen zu werden.

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Epidemiologisches Glossar